Sprungziele
Inhalt
 

Du bist einzigartig. Alle anderen auch!

Die Eingliederungshilfe der AWO beschäftigt sich mit Diskriminierung und dem „Denkfehler Rassismus“

„Frauen sind …“, „Afrikaner*innen sind …“, „Jüd*innen sind …“, „Rothaarige sind …“ oder Brillenträger*innen sind …“

Ein Urteil, das man über jemanden hat, bevor man ihn oder sie kennt, nennt man deswegen
Vor-Urteil. Bei Diskriminierung spielen Vorurteile häufig eine große Rolle. Manche Menschen haben bestimmte Bilder von anderen Menschen oder von ganzen Menschengruppen im Kopf und eine (meist schlechte) Meinung über sie, ohne sie eigentlich zu kennen.

Rassismusist eine Form der Diskriminierung. Dabei werden Menschen einer bestimmten Gruppe/einer Schublade zugeordnet, zurückgesetzt, benachteiligt und als weniger wert betrachtet. Menschen werden immer wieder aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihres Geschlechts diskriminiert. Das Wort „Rassismus“ wird von „Rasse“ abgeleitet und beschreibt die Überzeugung, dass Menschen aufgrund bestimmter (genetisch bedingter) Merkmale verschiedenen „Rassen“ zugeteilt werden können. Dabei wird angenommen, dass die „Rassen“ sich nicht nur äußerlich unterscheiden, sondern auch hinsichtlich ihrer Charaktereigenschaften und ihrer Intelligenz.
Manche dieser Rassen werden also als „besser“, „schlechter“, „anderen überlegen“ oder „anderen unterlegen“ angesehen.

Du denkst, das ist weit hergeholt? – Leider sind Diskriminierung und Rassismus die bittere Realität.
Im Jahr 2022 untersuchten Wissenschaftler*innen des DeZIM-Instituts (Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung) Diskriminierungserfahrungen von Menschen in Deutschland (Studie »Rassismus und seine Symptome«, Berlin, November 2023). Es wurden mehr als 21.000 Personen in Deutschland zu dem Schwerpunkt „Gesundheit“ und dem Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen befragt. Die Befragung konzentrierte sich unter anderem auf Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen bei der Nutzung von Gesundheitsdienstleistungen, sowie deren Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung.

Wer erfährt Diskriminierung im Gesundheitswesen? Frauen machen häufiger negative Erfahrungen als Männer: 39 % Schwarzer Frauen, 35 % muslimischer Frauen, 29 % asiatischer Frauen und 26 % nicht rassistisch markierter Frauen berichten von mindestens gelegentlich ungerechter und schlechterer Behandlung.
Wie äußert sich Diskriminierung im Gesundheitswesen? Knapp jede dritte rassistisch markierte Person gibt an, dass ihre Beschwerden nicht ernst genommen wurden. Besonders bei Frauen: muslimische Frauen (39 %) und asiatische Frauen (37 %) haben deswegen Ärzt*innen gewechselt. Bei nicht rassistisch markierten Frauen sind es rund 29 %.

Prof. Dr. Frank Kalter, Direktor des DeZIM-Instituts informierte: „In diesem Bericht haben wir einen Schwerpunkt auf das Gesundheitswesen gelegt. Diskriminierung findet hier an unterschiedlichen Stellen statt. Rassistisch markierte Personen erhalten zum Beispiel schlechter Termine und finden weniger Gehör mit ihren Leiden.“

Die Assistenznehmer*innen der Eingliederungshilfe der AWO Kreisverband Harz e.V. beschäftigten sich in den „Wochen gegen Rassismus“ mit den Themen Diskriminierung und Rassismus. Um das „Schubladendenken“ und das einteilen in Gruppen zu verdeutlichen, beteiligten sich alle Teilnehmenden aktiv und interaktionell. Eine Aufgabe bestand darin, sich eigenschaftsbezogen in bestimmte Gruppen einzuteilen. Zu den Kriterien gehörten beispielsweise das Geschlecht, die Haarfarbe, die Herkunft, das Sternzeichen, das Tragen einer Brille usw. Ein weiteres Experiment bezog sich auf die spontane Einteilung in Gruppen ohne vorherige Angabe von Kriterien und dessen anschließende Auswertung. Letztere Aufgabe bestand aus einem Rollenspiel, in dem sich die Teilnehmenden in bestimmte Personen hineinversetzten und im Namen ihrer Rolle Fragen beantworten mussten.

Ziel aller Interaktionen war der Austausch über die Konstruktion von Gruppenzugehörigkeiten, die Reflexion von Gefühlen der Zugehörigkeit oder des Ausschlusses und Gespräche über eigene Erfahrungen und Kenntnisse. Zusammenfassend also: Sensibilisierung, Verständnis füreinander zu schaffen und Diskriminierung zu erkennen und abzubauen.

Menschen, die andere abwerten, tun dies oft, um sich selbst „besser“ zu fühlen, oder um manche Menschen von bestimmten Bereichen des Lebens auszuschließen.

Doch wer Menschen „in Schubladen steckt“, der übersieht auch leicht die tatsächliche Vielfalt. Man kann beliebig viele Gruppen zwischen Menschen bilden. Keine dieser Gruppen besteht aus Durchschnittstypen, sondern aus einzelnen Personen. Personen die so individuell sind wie Du und Ich. Du bist einzigartig. Alle anderen sind es auch!

Jennifer Scheppan, Teamleitung der Tagesstätte „Hoffnung“

nach oben zurück